Sucht ist ein gewichtiges Problem für unsere Gesellschaft. Das zeigte sich in der großen Resonanz, auf den der auf Antrag der SPD-Bezirkstagsfraktion durchgeführte Fachtag zur Sucht des Bezirks Schwaben stieß. Große Probleme schaffen "neue psychoaktive Substanzen" (landläufig etwa "Badesalz" oder "Kräutermischung" genannt, die nicht weniger gefährlich sind als etwa "Speed", gegen die die Polizei aber kaum eine Handhabe hat.
Der Augsburger Kripo-Chef Klaus Bayerl berichtete, dass diese Substanzen besonders bei jungen Leuten beliebt sind, da sie billig zu bekommen sind. Da ihre Zusammensetzung ständig verändert werde, fielen sie zum Teil nicht unter das BtmG, da der Gesetzgeber nicht nachkomme, den Verbotskatalog zu aktualisieren. Erfahrene Konsumenten würden die neuen Stoffe oft für einen Beikonsum verwenden. Jede Methadon-Substitution werde zu einem unkalkulierbaren Gesundheitsrisiko, wenn gleichzeitig noch weitere Drogen konsumiert würden.
Alle Fachleute auf dem Podium sahen in der Methadon-Substitution ein unverzichtbares Mittel, um Heroin-Süchtigen ein Leben in der Legalität zu ermöglichen. Es finden sich aber immer weniger Ärzte bereit, die erforderliche Betreuung zu leisten. Das sei wirtschaftlich wenig attraktiv, die Ärzte fürchteten ein schlechtes Image. Die niedergelassenen Ärzte, die Substitution anbieten, wurden allseits gelobt; es bestehe kein Interesse, sie zu kriminalisieren, wenn sie sich an die ärztlichen Sorgfaltspflichten halten. Der Bundesgerichtshof hatte Anfang 2014 in zwei Beschlüssen die Selbstverantwortung der Substitutionspatienten betont. Wenn jeder Hausarzt in Schwaben zwei bis drei Patienten übernehmen würde, wäre das Problem gelöst.
Während Jürgen König von der Drogenhilfe in der Legalisierung von Drogenkonsumräumen in Großstädten ein sinnvolles Mittel zur Entkriminalisierung von Süchtigen sah, widersprach dem der Kripo-Chef erwartungsgemäß aus grundsätzlichen Erwägungen. Auch Oberarzt Gerhard Stecker vom Bezirkskrankenhaus nannte mehr Argumente gegen ihre Einführung. Die SPD-Bezirkstagsfraktion Schwaben unterstützt den Antrag des Bezirks Mittelfranken auf Durchführung eines Modellversuchs in Nürnberg. Nürnberg ist bundesweit trauriger Spitzenreiter bei den Todesfällen durch illegale Drogen. Diesen Platz den Augsburg hatte vor 10 - 15 Jahren inne, bevor mit dem Ausbau der Prävention und Hilfe, etwa durch die Suchtambulanz des Bezirkskrankenhauses in der Holbeinstraße entgegen gesteuert wurde.
Immer noch verursachen die klassischen legalen Drogen Zigaretten und Alkohol mit Abstand die meisten Todesopfer. Torsten Neumann vom Kreuzbund, einer Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und Angehörige, bot "authentische Prävention" an, die mit der Vermittlung von Kompetenz im Umgang mit Alkohol und Tabak in den Schulen beginnen müsse.
Weitere Informationen über diese Veranstaltung finden Sie im Newsletter Nr. 30 des Bezirks .